Klamme Finger, Kuhnagel an den Zehen, eine tropfende Nase und den Wollmutz tief ins Gesicht gezogen – so stellte sich wohl keiner den Dienst im Mai vor. Statt wärmenden Sonnenstrahlen, Bergfrühling, Blustbäumen und Alpenblumen erwartete uns Schnee: Schnee bis in die Niederungen, hohe Schneemauern auf der Schwägalp und das Montieren von Schneeketten an den Panzern.
„Am meisten zu schaffen, macht uns der kalte Wind“, hörte man die Soldaten immer wieder sagen. Eine Ruhepause zwischen den Übungen war oft keine wünschenswerte Alternative. Die Zigarette wurde schlotternd und sehr schnell geraucht, das Mittagessen stehend an einem der wenigen windgeschützten Orten eingenommen, die Übungsbesprechung wurde wie eine Durchhalteübung im Winter empfunden. Die Eisheiligen hatten als Gegner die Truppe fest im Griff.
Doch als Gebirgstruppe gelang es uns allen diesem Gegner standhaft zu trotzen. Jeder hatte seine eigenen Mittel: Kleidung im Zwiebelschalenprinzip, einen Wärmebeutel im Hosensack, lautes Stampfen auf dem Boden, etwas näher zusammenrücken in den Fahrzeugen, heisser Tee. Der Befehl: „Übungsbeginn!“ wurde jeweils nicht nur mit viel Einsatzwillen aufgenommen, sondern auch immer mit grosser Freude.
Das Geb S Bat 6 demonstrierte, dass es jeder Situation gewachsen ist. Und eigenartig: nach Tagesschluss hatte es doch der eine oder andere Ada jeweils geschafft, seinen Kopf an der Sonne zu verbrennen…
Autor: Hptm Asg Kurt Liengme