Schütze 6er im Porträt: „Eu discuor rumantsch“

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Das Geb S Bat 6 ist traditionell ein Zürcher Bataillon. Trotzdem sind bei uns natürlich auch Angehörige aus anderen Kantonen eingeteilt. Ja, ab und an hat es in diesem Bataillon tatsächlich auch Wehrmänner die „Rumantsch“ als Muttersprache haben. Der Armeeseelsorger hat sich für unsere Serie „Schütze 6er im Porträt“ mit Gfr Fadri Furrer von der Ustü Kp 6/4 unterhalten.

Asg: Furrer scheint mir nicht gerade ein Bündner Name zu sein. Woher kommen Sie?

Furrer: Mein Grossvater stammt aus dem Wallis. Ich selber wuchs aber in Scuol im Unterengadin auf. Die erste Sprache die ich lernte, war folglich Romanisch – das Idiom Vallader.

Asg: Sie sprechen aber sehr gut Deutsch.

Furrer: Im Unterengadin lernen wir ab der 4. Klasse Deutsch. In der Oberstufe wird dann mehrheitlich in Deutsch unterrichtet. Die jungen Rätoromanen sprechen daher fast alle sehr gut Deutsch. Unser Herz schlägt aber für unsere Muttersprache. Manchmal gibt es zudem Wörter, die wir nur in der einen Sprache kennen. Mühe bereiten uns manchmal die Zahlen. Die Deutschsprachigen nennen immer die kleinere Zahl zuerst: Vierundzwanzig. In vielen anderen Sprache ist es umgekehrt. Ich rechne daher im Kopf immer auf Rätoromanisch.

Asg: Wie kommen Sie mit den Zürchern und den anderen Kameraden in Ihrer Kompanie zurecht?

Furrer: Zurzeit arbeite ich ohnehin als Zimmermann in Zürich und habe da gar keine Probleme. Ich komme mit allen gut aus. Zurzeit vermisse ich allerdings Kameraden, mit denen ich mich auch mal auf Romanisch unterhalten kann.

Anmerkung der Redaktion: Zwischenzeitlich konnte Gfr Furrer dieser Wunsch erfüllt werden.  Der Presse- und Informationsoffizier (PIO) des Schütze 6i spricht ebenfalls Rumantsch.

Asg: Rätoromanisch wurde vor genau 80 Jahren von einer kantonalen Amtssprache zur vierten Landessprache erhoben. Wie steht es mit dem Rätoromanischen in der Armee?

Furrer: Das Rätoromanische ist die kleinste Sprachgruppe in der Schweiz. Erschwerend kommt dazu, dass wir verschiedene Idiome kennen (Anmerkung: Im Gegensatz zu Dialekten haben Idiome eine eigene Schriftsprache/Grammatik), die teils weiter auseinanderliegen als die Dialekte im Schweizerdeutschen oder sogar weiter auseinander als Mundart und Schriftsprache. Im Militär gibt es zudem praktisch keine Reglemente und Dokumente auf Romanisch. Auch alle Abkürzungen sind zumeist auf Deutsch.

Asg: Dann sind Sie also sprachbegabter als die anderen?

Furrer: Das wird von uns Rätoromanen so verlangt. Selbst wenn es Tests gibt, sind die auf Deutsch. Manchmal wünschte ich mir allerdings schon, wenn wir in solchen Tests in der deutschen Orthographie zumindest einen gewissen Bonus erhalten würden.

Asg: Ich persönliche empfinde das Rumantsch als sehr schöne Sprache, auch wenn ich es nicht verstehe. Es tönt wie Musik in den Ohren.

Furrer: Das geht vielen so. Man verbindet das Rumantsch häufig auch mit Feriengefühlen. In der Geschäftswelt wird aber nunmal häufiger Deutsch und immer mehr Englisch verlangt. Dabei hätte Romanisch durchaus Vorteile: Gerade im Militär könnte unsere Sprache als eine Art Geheimsprache für den Einsatz dienen, welche der Gegner nicht so leicht versteht…

Asg: Ich hoffe sehr, dass das Romanische als vierte Landessprache nicht verschwindet und auch im Militär gepflegt werden kann.

Furrer: „Grazcha fich“.

 

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